Buchempfehlungen

Nach langer Zeit ist es mal wieder Zeit für einen Blog-Artikel und insbesondere für Buchempfehlungen.

Anfangen möchte ich mit dem einzigen Roman des heutigen Artikels: Radikal von Yassin Musharbash. In diesem Roman geht es um einen Sprengstoffanschlag in Berlin und um einen freiberuflichen Terrorexperten, der aufgrund einer gefühlten Schuld tief in den Fall eindringt.

Es ist immer schwierig, eine Zusammenfassung eines Buches zu geben, ohne zu viel von der Geschichte zu verraten. Ich habe das (Taschen-)Buch im Laden immer wieder in die Hand genommen und dann weggelegt, da mir die Geschichte zu sehr auf der aktuellen Terroroismus-Plot-Welle zu reiten schien. Ich bin froh, dass ich es dann doch genommen habe. Falls man an dem Thema interessiert ist und mal etwas Anderes als die üblichen Schauplätze haben möchte, dem kann ich das Buch (zum Preis von 9,-€) als Urlaubslektüre empfehlen. Die Länge von knapp 400 Seiten zeigt, dass es keinen Leerlauf in der Geschichte gibt.

Die nächsten beiden Bücher beschäftigen sich auch mit dem Thema „Terrorismus“; diesmal aber mit leider wahren Geschichten. Das erste Buch trägt den Titel Verfassung ohne Schutz und wurde von Winfried Ridder geschrieben, der laut Buchdeckel lange Zeit mit der Auswertung der Informationen von V-Männern beim Verfassungsschutz beschäftigt war. Das Buch beschäftigt sich größtenteils mit Links-Terrorismus, enthält aber auch ein Kapitel zur „NSU“. Das Bild, dass Ridder von der Nutzung von V-Männern zeichnet, ist ernüchternd. Laut seiner Aussage haben es die Geheimdienste nie geschafft, nahe an den Kern der RAF heranzukommen. Er betrachtet den Einsatz von V-Männern rückblickend sehr kritisch. Das Buch liefert auch interessante Informationen zu der Zeit der RAF, die mir so nicht bekannt waren. Zum Schluss des Buches macht er einige Vorschläge zur Verbesserung der Lage. Was mich allerdings stutzig gemacht hat: in einer Dokumentation zu den Vorfällen in Bad Kleinen wird davon gesprochen, dass hier sehr wohl ein V-Mann nahe an RAF-Mitgliedern war. Man sollte das Buch also mit kritischer Distanz lesen. Trotzdem fand ich es sehr interessant.

Das nächste Buch wurde geschrieben von Christian Fuchs und John Goetz und trägt den Titel Die Zelle. Der Untertitel Rechter Terror in Deutschland weist darauf hin, worum es geht: die NSU. Das Buch beschreibt in knapper und präziser Form den Weg der drei (mutmasslichen) Terroristen von ihrem Abtauchen in den Untergrund bis hin zur Festnahme von Beate Zschäpe. Besonders erschreckend ist zu lesen, dass zumindest einige der Morde hätten verhindert werden können; besonders erschreckt hat mich, dass Uwe Böhnhardt am Tags eines Untertauchens während einer Durchsuchung von einem Polizisten quasi gewarnt worden ist: „jetzt gehste ab, der Haftbefehl ist schon unterwegs“. Und unter den Augen der Polizei setzt er sich in sein Auto und fährt weg.

Das Buch gibt zudem einen Einblick in die rechte Szene und erinnert noch mal an Vorkommnisse, die manch einer gerne vergessen würde (z.B. der Brand in einem Asylbewerberheim in Rostock Anfang der 90iger Jahre, der von Hunderten Schaulustiger verfolgt wurde). Man kann dem Buch nur vorwerfen, dass es erscheinen ist, bevor der NSU-Untersuchungsausschuss seinen Bericht abgeliefert hat und der Strafprozess beeendet wurde; so dürften viele bisher nicht bekannte Informationen fehlen. Aber das Buch liefert einen guten Startpunkt.

Das nächste Buch hat zwar nichts mit Terrorismus zu tun; wir bleiben aber im Themenbereich „Straftaten“. Axel Petermann ist Kriminalkomissar und Tatortanalytiker mit 30 Jahren Berufserfahrung. Sein Buch Auf der Spur des Bösen beschreibt reale Fälle aus Deutschland, an denen er beteiligt war. Leider istd er Untertitel „Ein Profiler berichtet“ wohl der Tatsache geschuldet, dass Profiler im Fernsehen jetzt gerade in sind. Axel Petermann hat zwar auch Interviews mit Verurteilten durchgeführt, um die Hintergründe einer Tat zu begreifen; aber auch die Auswertung von am Tatort gefundenen Spuren nimmt einen großen Teil des Buches ein. Sehr interessant ist der Bericht über einen Fall, bei dem alle Spuren auf einen bestimmten Verdächtigen hindeuteten. Eine DNS-Analyse (wohl die erste indDeutschland durchgeführte) bewies aber seine Unschuld. Das Lebend es Verdächtigen war aber trotzdem zerstört.

Ein sehr interessantes und spannendes Buch; allerdings sollte man nicht davor zurückschrecken, auch Details einer Gewalttat zu erfahren.

Um das Knacken von Fällen geht es auch beim nächsten Buch; hier sind es aber keine grausamen Kriminalfälle, sondern Codes. Der bekannte Autor Klaus Schmeh erzählt in seinem Buch Nicht zu knacken über Codes, die sich bisher einer Entschlüsselung widersetzt haben. Er schreibt über das berühmte Voynich-Manuskript (von dem man nicht weiss, ob es überhaupt etwas Sinnvolles enthält), bisher nicht entschlüsselte Enigma-Funksprüche, den Nachrichten des Zodiac-Killers hin zu der Beale-Chiffre (die angeblich zu einem Schatz führt) und zu rätselhaften Inschriften auf dem CIA-Gelände. Das Buch erzählt unterhaltsam und ohne zu viel Theorie die Geschichten hinter den Chiffren und eignet sich gut als Urlaubslektüre.

Das nächste Buch ist etwas Besonderes: es ist ein Comic. Dieser Comic hat aber ein besonderes Thema: Wirtschaft. Yoram Bauman und Grady Klein führen auf interessante Weise in die Thematik der Mikroökonomie ein. Man sollte sich auch von dem Format nicht täuschen lassen; desto weiter man im Buch fortschreitet, desto anspruchsvoller wird es. Ein faszinierendes Format, dass vielleicht auch Leute an das Thema heranführt, die sonst einen Bogen um Wirtschaftsbücher machen.

Das letzte Buch bezeichnet sich auch als „Sachcomic“, wobei „kleinformatiges Buch mit Bildern“ besser passen würde. Logik von Dan Cryan,Sharron Shatil und Bill Mayblin ist vom Format her wirklich ein Taschenbuch (gut für Bahnfahrten), aber der Inhalt wiegt schwerer als die Verpackung. Ausgehend von Aristoteles wird der Leser bzw. die Leserin in die Logik eingeführt. Große Teile des Buches drehen sich um die Frage, was genau als Beweis gelten kann. Dabei muss man sich schon sehr genau konzentrieren,d a es sich nicht gerade um leichte Kost handelt. Allein der Abschnitt über Chomsky kann zu akuten Kopfschmerzen führen, sofern man (wie ich) vorher nur wenig mit dessen Theorien zu tun hatte. Das Format, der Umfang von ca. 180 Seiten und der Preis von 10,-€ sprechen zwar auch für ein Buch für den Urlaub, aber nur wenn man sowieso schon über einen hohen Nerd-Faktor verfügt. Fazit: interessant, aber sicherlich kein Buch für die breite Masse.

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